Andrea Schomburg „What you see is what you get“
Ein Interview über den Mut zur Extravaganz, über die Lust, Rückmeldungen zum Outfit genießen zu können und die Freude am Älterwerden.
„Es gibt doch immer noch Luft nach oben.“ Mit diesem Satz begründete Andrea im letzten Jahr ihre Entscheidung, ein Identity Coaching bei mir zu buchen.
Ich habe vor lauter Vorfreude einen Luftsprung gemacht! Ich schätze Andrea einfach so sehr, als Autorin und natürlich als Menschen. Ihr Stilgefühl und ihre Liebe zur Mode waren mir vorher schon aufgefallen. Denn wir sind Nachbarn und lernten uns quasi im Hausflur kennen.
2022 hat Andrea mit Mitte 60 ihrem Leben nochmal eine ganz neue Wendung gegeben und ist in ihre Lieblingsstadt Berlin gezogen. In unserer Hausgemeinschaft hat sie mit ihrer außergewöhnlichen Art sofort die Herzen erobert. Zugewandt, klug, mit sprudelnder Neugierde, interessiert und begeistert sie sich aufrichtig für Menschen.
Wir redeten viel über meinen Beruf, sie traf mich unterwegs mit Kundinnen und war inspiriert. Und so kam es, dass sie sich zum Ende letzten Jahres dazu entschloss, durch ein Identity Coaching noch mehr über sich und ihren Stil zu erfahren.
Nun ist seit dem Coaching etwas Zeit vergangen und mit den klaren Erkenntnissen bekommt Andrea viele Komplimente: „Stilikone“ „I love your style“ „You are such a role model!.
Denn Andrea kleidet sich nun noch stilsicherer und konsequenter. Sie liebt ihren extravaganten Stil und denkt nicht eine Minute daran, ob man das in ihrem Alter noch machen kann.
Warum auch verstecken, mit 68 Jahren hat (nicht nur) Andrea so viel mitzuteilen.
Selbstzweifel werden durch Selbstsicherheit und Souveränität abgelöst und durch den Mut, man selbst zu sein. So kann jede und jeder das beste Beispiel dafür sein, keine Angst vor dem Alter haben zu müssen. Ich bat Andrea um ein Interview, weil ich euch diese tolle Frau mit ihren intensiven Gedanken und ihrem extravaganten Stil unbedingt vorstellen wollte.
Liebe Andrea, wie würdest du dich selbst beschreiben:
Offen, interessiert an Menschen, positiv, sehr fähig, das ganze Spektrum von Gefühlen zu leben und mich auch an schwierigen Tagen an kleinen Dingen zu freuen. Oft stehe ich vor meinem Buddha auf der Terrasse, den ich mit einer frischen Blüte geschmückt habe, und denke: Ach, ist das schön! Ich kann zwischen Menschen, Dingen und Gedanken Zusammenhänge herstellen. Ich glaube, dass ich sehr wertschätzend bin und dabei auf eine fast kindliche Art begeisterungsfähig. Wichtig für mich selber finde ich außerdem: Disziplin, Zuverlässigkeit und Fleiß – ich habe ja in den letzten fünfzehn Jahren an die vierzig Bücher geschrieben, und das hätte ich ohne diese Disziplin vermutlich nicht geschafft.
Inwiefern hat Dir das Identity Coaching stilistisch neue Horizonte eröffnet?
Ich trage Silber!!! (Lacht) Spaß beiseite – Du hast mir geholfen, das, was ich vorher instinktiv richtig gemacht habe – und eben auch falsch gemacht habe – auf eine Basis von Fakten und Kenntnissen zu stellen.
Ich traue mich noch mehr, meine Extravaganz auszustrahlen und zu tragen. Ich habe solche Kriterien wie: „Das kauf ich mir, das macht schlank.“ abgelegt. Es hat sich sehr glücklich gefügt, dass ich das Coaching zu einem Zeitpunkt gemacht habe, als ich frisch in Berlin war.
Denn hier bin ich ausgegangen von der Prämisse: „Ich mache mich jeden Tag so schön, wie ich nur kann, denn: wer weiß, wen ich treffe!“ Jetzt, nach dem Coaching, weiß ich aber eben auch, welche Kleidungsstücke (und warum) meine ganz eigene Schönheit optimal zur Geltung bringen. Oft bin ich ganz erstaunt, wie gut ich aussehen kann. Auch und gerade mit 68. Ich freue mich, dass ich so alt bin. Viele Leute reagieren dann mit: „Aber nein, Sie sind doch nicht alt!“ Als wäre es eine Schande, alt zu sein.
Aber wollen sie dir damit nicht eher Komplimente machen?
Ja klar, sie sagen das in nettester Absicht. Aber sie wollen mich auch trösten. Mir fällt eben dabei auf, dass das Thema Alt sein bei uns unglaublich negativ konnotiert ist.
Dabei kann das Alter doch eine wunderbare Zeit wachsender Klarheit sein. Und je klarer man natürlich im Inneren ist, desto wichtiger wird der dazu passende Stil.
Welche Reaktionen bekommst du sonst noch auf deinen Stil?
Das ist unglaublich. Neulich war ich wieder in Berlin Mitte unterwegs und hatte meine neue Sonnenbrille auf, aus dem Laden, den du mir empfohlen hast und die kantigen Ohrringe, die mein Gesicht so einrahmen und die blaue ausgestellte Hose. Leute haben mich auf der Straße angesprochen und haben gesagt: „I love your style.“ Und ein Spanier drehte sich zu mir um und sagte: „You look beautiful. My wife wants to tell you, she loves your style.“ Und die Kellnerin wollte wissen, woher ich diese Brille habe.
Können Deutsche denn auch Komplimente machen?
Ja klar. Vielleicht ist das sogar noch ehrlicher. In Italien zum Beispiel wird natürlich egal wie alt du bist immer mit Komplimenten geflirtet. (lacht)
Komplimente bekommen wird hier aber so anders bewertet. Einige Kundinnen von mir bewerten das Auffallen generell als negativ. Für mich ein Totschlagargument. Denn für mich bedeutet es ja mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Also pure Kommunikation.
Ja, vor allem mit einem klaren Stilbewusstsein werde ich doch als die Frau angesprochen, die ich sein will, und von den Menschen, die mich erkennen und ansprechen wollen. Die das nicht tun, werden einen auch nicht anquatschen.
Hat das Shoppen für Dich eine neue Qualität gewonnen?
Ich habe es schon immer geliebt zu shoppen, aber jetzt habe ich eine noch größere Sicherheit bekommen. Und ich probiere jetzt Sachen, die ich vorher nicht gesehen hätte. Zum Beispiel diese silbernen Sneaker hier und diese silberne Hose! Die ist so cool. So eine Hose hätte ich früher nicht mit der Feuerzange angefasst. Glanz und Glitzer waren für mich eindeutig ordinär. Und das war ein Vorurteil. Jetzt habe ich das nicht mehr. Und das Silber korrespondiert auch so toll mit dem Grau der Haare.
Inwiefern korrespondieren die Farben mit deinem Wesen?
Ich würde mich als authentisch bezeichnen. Nach dem Motto: What you see is what you get. Damit korrespondiert auch die Klarheit der Farben. Ein klares Weiß, manchmal Rot, ein leuchtendes Blau, auch Schwarz und Silber dazu. Also auch sehr kontrastreich. Denn ich habe ja auch dieses ganze Spektrum von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt in mir.
Ich würde noch hinzufügen: dass sind sehr starke und kraftvolle Farben. Sehr modern, sehr intensiv. Ja, ich glaube, ich mag diese Farben – und du hast mir ja auch bestätigt, dass sie gut für mich passen – weil ich selber auch diese Intensität habe. Ich begegne den Menschen aufmerksam und konzentriert und bekomme dann oft eine ähnlich intensive Kommunikation zurück. Intensiv ist sicher auch mein Oszillieren zwischen Feuerkraft und total ausgeknockt sein. Entweder oder.
Also wieder extrem. Und da sind wir ja beim Thema Extravaganz, die dich ja so ausmacht.
Etymologisch müsste das Wort Extravaganz ja etwas mit „nach außen gehen“ zu tun haben, also die Norm verlassen… und das fällt mir tatsächlich ziemlich leicht. In meiner Zeit als Gymnasiallehrerin bin ich mal aufs Pult gestiegen und habe gesungen: „You are the champions!“, weil die Tests meiner fünften Klasse so super ausgefallen waren. Oder ich habe auf einem Tisch getanzt, damit die Kinder den französischen Satz bilden konnten: „Mme Schomburg danse sur la table.“
Wie hat deine Umgebung darauf reagiert?
Die SchülerInnen fanden es, glaube ich, toll und lustig und haben es noch in ihrer Abirede erwähnt. Ich war halt auch in all meiner Verrücktheit immer berechenbar und habe mich sehr bemüht, sie gut und verantwortungsbewusst aufs Abi vorzubereiten, zum Beispiel. Das ist eben diese disziplinierte und auch, für mich selber, sehr leistungsbewusste Seite, die von den meisten KollegInnen weniger gesehen wurde. Ich galt als bunter Vogel, was ich okay fand, aber was nicht die ganze Wahrheit war.
Diese sehr hohen Werte und Ansprüche machen dich und deinen Stil ja auch total aus. Purismus ist eine hochpotenzierte, visionäre Klassik. Eben auch wieder eine extreme Eigenschaft, die dich ausmacht. Du bist ja auch so fleißig. Schließlich schreibst du jedes Jahr mehrere Bücher.
Ja, diese Werte sind mir sehr wichtig, und das wird sicher auch mit dem ausgedrückt, was du so treffend als Purismus bezeichnest. Eine minimalistische Klarheit in der Kleidung, die ich neben der Extravaganz auch sehr mag. Durch das Coaching habe ich gelernt, dass beides nebeneinander bestehen und nach außen gezeigt werden kann. Diese Klarheit einerseits und die Extravaganz andererseits, die sich immer in meinen Handlungen ausgedrückt hat, wird jetzt eben auch mit großer Dezidiertheit in der Kleidung sichtbar. Eben ganz die Frau, die ich bin. Und das ist super.
Zu Andreas Stil
Andreas Stil ist in vielerlei Hinsicht extravagant und expressiv. Er ist puristisch, elegant und dabei futuristisch. Das bedeutet silberner Hochglanz und scharfe Kanten, ja eine Anmutung von Sci-Fi. Und all das bei einer Frau, die zugleich eine zeitlos wirkende lehrende Zen-Aura umgibt.
Extravaganz wird bei Andrea eben ganz großgeschrieben. Und diese Extravaganz wurzelt nunmal in ihrer Persönlichkeit.
Ich danke Dir, Andrea, dass ich Dich mit deinem Stil hier vorstellen darf.
