Schwarz – das ist nicht nur eine Farbe. Schwarz ist ein Phänomen.
Zunächst ist es eine reine Trauerfarbe. Am Beginn des 20. Jahrhundert wandelt sich Schwarz dann zur Farbe der Vornehmheit, der Zurückhaltung, Eleganz, Coolness. Aber es ist auch die Farbe, die gewählt wird, wenn der Schnitt im Vordergrund steht oder wenn die Idee oder der Mut fehlen, mal etwas anderes, Neues auszuprobieren.
Eins ist klar: Schwarz ist allgegenwärtig. Wir haben uns an den dunklen Anblick gewöhnt. Überall Schwarz. In Italien, Deutschland, Dänemark, egal, überall, auch außerhalb Europas.
Der Farbton ist immer zu haben. In den Geschäften ist Schwarz die Ausgangsfarbe. Ich frage immer wieder mal nach und die Verkäufer bestätigen mir, dass Schwarz am häufigsten gekauft wird.
Doch warum ist das so?
Statistisch belegt ist Schwarz nur für 8% der Deutschen die schönste Farbe.
Interessanterweise ist es aber die beliebteste Mode- und Designfarbe. Ich versuche mich mal an einer Analyse. Ich möchte einige Schwarz-Klischees widerlegen und Alternativen vorschlagen.
Denn Schwarz ist in unserem mitteleuropäischen Raum meist viel zu hart, macht blass und oft fiese Augenringe. Natürlich gibt es Menschen, für die Schwarz wie gemacht ist, perfekt harmoniert mit den dunklen und sehr dunklen Eigenfarben – in den dunklen, ja fast schwarzen Augen und Haaren, in stark ausgeprägten Augenbrauen. Denken wir nur an Salma Hayek oder Jasmin Tabatabai beispielsweise. Keine andere Farbe bringt diese Farbtypen so wunderbar zum Leuchten wie Schwarz. Ja, tatsächlich, zum Leuchten. Allerdings ist das bei den meisten Mitteleuropäern mit hellem bis mittlerem Haar, oft aschig mit blauen oder grünen Augen und einem rosigen Teint, anders. Da ist Schwarz einfach nur suboptimal. Im Colour Coaching hat man das ganz klar vor Augen: Schwarz „schneidet“ häufig den Kopf vom Körper ab, liegt wie ein Brett eher flächig am Körper. Es hat dann wenig bis gar nichts mit dem Kunden zu tun. Es wirkt distanziert, viel zu wuchtig und macht einfach nur müde und ja, …leider auch alt.
Und doch scheint es, dass höchstens bestimmte Blautöne in der Mode es noch auf der Beliebtheitsskala mit dem Dunklen, dem Schwarz aufnehmen können.
Woran liegt das? Ich will mich hier einmal an einigen der vielen positiven Vorurteile über das Schwarz versuchen.
Schwarz wirkt seriös:
Generell verleiht Schwarz Würde und Unnahbarkeit, bedeutet aber auch Abgrenzung und Individualität. Deswegen sollten Sie den Farbton nicht tragen, wenn sich Ihr Geschäftspartner im Gespräch öffnen soll. Für Vorstellungsgespräche empfehle ich eher Blau, vorausgesetzt die Farbe funktioniert natürlich generell bei meinem Kunden. Blau ist die Vertrauensfarbe schlechthin – nicht umsonst wird das Blau in der Werbung überdurchschnittlich oft verwendet. Blau suggeriert: Vertrauenswürdigkeit, Ruhe und Sachlichkeit .
Schwarz macht schlank:
Generell nicht falsch, eine schwarze Fläche reflektiert kein Licht, aber wo es kein Licht gibt, erkennt man auch keine Konturen. Das bedeutet, Schwarz kann dann wie ein Kasten wirken. Gerade die Menschen, die ihre Konturen kaschieren wollen, sollten sich nicht nur in Schwarz verhüllen, sondern sich eine Figur zaubern. Und dazu gehören nun einmal Konturen mithilfe von raffinierten Schnitten, die man durch das Schwarz möglicherweise gar nicht sieht. Weniger intensive, zartere Töne können da viel schmeichelhafter die Proportionen umspielen.
Zum Beispiel Marine, Nachtblau, Anthrazit, Dunkelgrau und Flaschengrün. Denn diese Farben leuchten weniger intensiv als Schwarz.
Schwarz ist neben Weiß die intensivste Farbe!
Schwarz kann man am leichtesten kombinieren:
Das stimmt, wenn die anderen Farben auch dunkel sind wie z.B. Dunkelblau, Dunkelviolett, (siehe wieder Salma Hayek). Schwarz lässt aber auch die Leuchtkraft von anderen Farben noch stärker wirken – dass heißt der Kontrast ist viel zu stark. Die Person verliert sich hinter so viel Intensität. Das Gesicht wird überstrahlt, dabei wäre es doch andersherum richtig. Das Gesicht soll strahlen und nicht nur die Kleidung!
Alternative Kombinationsvorschläge:
Fuchsia mit Grau
Violett mit Anthrazit
Violett mit Flaschengrün
Hellblau mit Marine
Weiß mit Petrol
Rot mit Beere
Rot mit Wein
Mint mit Heidelbeere
Gelb mit Silbergrau
Mit Schwarz ist man immer perfekt angezogen:
Ach ja, eine Hochzeitsfeier in Schwarz gleicht doch wohl eher einer Trauergemeinde.
Diesen Eindruck hatte ich vor kurzem auf dem New Faces Award in Berlin. Junge, energiegeladene Schauspieler treffen sich an einem schönen Frühlingsabend. Einige werden ausgezeichnet, andere feiern einfach nur mit. Ich bin zweimal an diesem frühen Abend an dem Veranstaltungsort vorbeigelaufen, da alle in Schwarz auf der Straße standen und ich solch eine Newcomerparty niemals in diesem finsteren Outfit vermutet hätte. Passenderweise guckten alle auch ziemlich ernst. Aber da scheint man eben nichts verkehrt zu machen. Heißt es. Ja, aber die Partybesucher haben es eben auch nicht unbedingt richtig gemacht!
Steckt nicht im Grunde eine Angst dahinter, zu gewagt zu erscheinen, möglicherweise gar aufzufallen?
Warum verstecken sich gerade Schauspieler hinter einer schwarzen Wand? Gerade sie wollen doch gesehen werden.
Oder ist es wieder einmal nur die distanzierte Großstadtgesellschaft, interested but not impressed? Schade eigentlich, vielleicht würden wir alle viel schneller ins Gespräch kommen, wenn wir frischer, glücklicher, strahlender daherkommen würden, ohne die immer gleiche abweisend dunkle Uniform.
Eine Kundin schrieb mir vor kurzem: „Meine Best Of Farbe Magenta macht mich glücklich. Wenn ich sie trage, strahle ich und ich werde sehr oft darauf angesprochen.“