Interview: Paulina Tsvetanova
Anja Gräfenstein ist Schauspielerin, Sprecherin, Mutter. Neulich hat die junge wunderschöne Frau ihr Herzprojekt ins Leben gerufen – LOOK AT YOU – Style & Colour Coaching Wir hatten das Vergnügen, uns vor der Gründung im ersten PAULINA’S FRIENDS PopUp Store im Bikini Berlin kennenzulernen. Anja wurde glücklicherweise eine unserer ersten Freundinnen und Stammkundinnen. Entscheidend war die Entdeckung der außergewöhnlichen farbenprächtigen Magnetbroschen von ihrem Lieblingsschmuckkünstler Tom Stöckl.
Liebe Anja, wie schaffst Du das, wie aus einem Bilderbuch auszusehen? Wie viel Zeit verbringst Du am Tag vor dem Spiegel?
Ich liebe das Thema Styling, warum auch nicht, ich bin eine Frau und das liegt nun mal in meinen Genen. Farben sind die Grundlage. Der richtige Lippenstift und ein bisschen Rouge, schwups ist die kurze Nacht kaum noch zu sehen. Dunkle Farben gibt es bei mir nicht mehr. Das heißt nicht, dass ich schwarz nicht mag – nur eben nicht an mir. Meine Lebensfreude und Jugendlichkeit zeigt sich eher durch helle, intensive Farben und durch bestimmte Muster und Materialien. Und so habe auch ich mein eigenes Stilkonzept. Darauf baut sich alles auf und innerhalb dessen experimentiere ich. Das macht ja auch Spaß.
Warum Look at You? Was war Dein Antrieb für die Gründung Deines Unternehmens?
Man sollte das machen, was man liebt. Und ich trage diese Leidenschaft schon sehr lange mit mir herum. Mit meiner Tochter kam auch mehr Mut und ein größerer Antrieb in mein Leben. Die sehr intensive Ausbildung zur Stylistin, die ich dann aus eigenen Mitteln gestemmt habe, hat mich extrem beflügelt, mehr aus dieser Passion zu machen. Und nun verbinden sich beide Bereiche auf eine ganz magische Art und Weise miteinander. Kreativität, Abstraktions- und Einfühlungsvermögen sind bei beiden Berufen notwendig.
Du liebst bunte Farben, schrille Muster, besondere Stoffe, starke Kontraste. Woher stammt diese Liebe und Dein ausgesprochen feines Farbgespür?
Ich liebe all das an mir, das stimmt. Sommerliche Gute-Laune- Outfits- klar und intensiv, weil die zu mir gehören. Aber meine Arbeit hat aber NICHTS MIT MEINEM STIL zu tun. Bei mir funktioniert das eben, bei anderen würde es albern aussehen. So unterschiedlich sind wir, das ist doch wunderbar. Und ich weiß nicht, woher das kommt. Manche Dinge sind einfach da. Wichtig ist dann der Moment des Erkennens, das geht eben nur mit Offenheit, hätte ich die nicht, würde ich wahrscheinlich wie viele andere Schauspieler sagen: Ich kann nichts anderes sein als Schauspielerin- das ist doch Quatsch. In uns steckt viel mehr, als wir denken.
Was inspiriert Dich am meisten?
Menschen mit Charme und Charisma, Mut, Kreativität und Spaß am Leben. Freiheit, ungeplante Feste. Reisen. Gute Filme und Theaterstücke, Musik und ich liebe Blumen. Vielleicht mache ich da auch noch was draus 🙂
Muss man nicht auch sehr gute Menschenkenntnisse haben, um Menschen über ihren individuellen Stil zu beraten? Du bist ein Stilcoach, der sehr tiefgründig und ganzheitlich an die Sache herangeht.
Ich bin ein sehr empathischer Mensch und habe feine Antennen für meine Mitmenschen und ihr Potenzial. Ich orientiere mich immer am Gesicht eines jeden Kunden, erst am Ende kommt der Körper hinzu. Das Gesicht gibt die Materialien und die Muster vor, zunächst ein künstlerischer und doch wissenschaftlicher Ansatz. Aber man darf nicht unterschätzen, wie persönlich so eine Beratung ist. Ich lerne meine Kunden schon ziemlich gut kennen. Daran merke ich auch, wie wichtig das Thema Kleidung für die meisten ist. Sie ist eben die Zweite Haut und viele Menschen verbinden Geschichten, Anekdoten und Erfahrungen mit ihrer Kleidung. Ich habe ja auch noch das Kleid, mit dem ich meinen Mann kennengelernt habe im Schrank. (auch wenn ich es bestimmt nicht mehr anziehe:-))
Wie oft ändert sich Dein Stil? Oder seit wann hat sich Dein Stil verfestigt?
Im Laufe meiner Ausbildung wurde mir mein Stil immer bewusster. Ich habe ja dasselbe erlebt wie meine Kunden. Ich habe mich auch an anderen orientiert, am Zeitgeist, an den Medien :„dass muss man – das geht gar nicht“ – immer diese Sätze, die die Vielfalt töten und Einförmigkeit und Distanz fördern. Ich lebe jetzt viel mehr meine Weiblichkeit, meine Lebendigkeit und meine Jugendlichkeit, dass verlangt sicher auch Mut, aber ich habe ja von Natur aus kein Problem, mich zu zeigen.Vielleicht werde ich ja im Alter noch mutiger, wäre doch toll.
Wer ist Deine Zielgruppe?
Das sind Frauen und Männer, die sich selbst näher kommen wollen. Die privat und im Business wahrgenommen und gesehen werden wollen. Beispielsweise Schauspieler oder Musiker auf Identitätssuche. Dabei spielt das Alter keine Rolle.
Wie akquirierst Du Deine Kunden?
Über die sozialen Medien und Flyer. Am schönsten ist es natürlich immer weiterempfohlen zu werden. Und wenn ich darüber rede, begeistere ich – also letztendlich ist der soziale Kontakt immer am wirkungsvollsten.
Gibt es Kunden, die Du ablehnst? Warum?
Bisher war das kein Thema, die Leute wollen ja was wissen, wenn sie zu mir kommen. Sie müssen es eben wirklich wollen. Sonst funktioniert das nicht. Also wie immer ist Offenheit und Neugierde Voraussetzung.
Stil ist weitaus mehr als Mode oder Trend….Für Dich „die perfekte Mischung Balance zwischen Sein & Erscheinung“ Liegt Stil etwa nicht im Auge des Betrachters?
Im Auge des Betrachters- wer betrachtet denn ? Meinungen gibt es viele,vor allem in den Medien. Wichtig ist doch, dass die Kleidung mit dem Träger korrespondiert, dass er oder sie sagt. „ Ja das bin ich.“ Und nur das ist authentisch und originell. Ich freue mich ja immer, wenn ich mal wieder einen Punk auf der Straße sehe. Die meisten gehen ja immer auf Nummer sicher, kaufen das was angesagt ist und laufen alle schlussendlich gleich herum. Nach jedem Stilcoaching kommt ein anderes Ergebnis heraus, spannende Verbindungen , die funktionieren und 100 mal individueller und origineller sind als der Mainstream. Mir geht es darum, die Seele, den Ausdruck, das Charisma mit der äußeren Erscheinung zu verbinden. So, dass alles am Ende ein stimmiges Gesamtbild ist, womit sich der Kunde/die Kundin wirklich identifizieren kann.
Beim Personal Shopping, übrigens ein Service, den wir auch anbieten, führst Du zusammen mit den Kundinnen einen Realitätscheck durch. Wie läuft das ab?
Wir gehen ja zusammen auf die Suche. Ich zeige meinem Kunden dann in den geeigneten Läden, worauf es ankommt. Worauf er/sie achten sollte, um die Kleidung mit dem richtigen Material, den besten Schnitten und Mustern und dann auch noch in den richtigen Farben zu finden und zu kombinieren.Da gab es ja vorher im Style Coaching so viel Input und nun geht es in die Praxis. Ich möchte doch, dass meine Kunden in Zukunft alleine klar kommen.
Welche ist die häufigste Erfahrung, die Du mit Deinen Kundinnen machst?
Die meisten Frauen sind mit ihrem Körper unzufrieden. Negative Dinge kommen wie aus der Pistole geschossen.Wie hart wir uns immer beurteilen! Die Frauen sind damit beschäftigt, ihre vermeintlich schwachen Seiten zu vertuschen, anstatt die Schönen zu betonen. Der schönste Moment ist für mich der, wenn sich meine Kundinnen endlich liebevoll betrachten und ihre ganz eigene Schönheit erkennen. Das passiert meistens schon beim Farbcoaching. Männer sind da übrigens nicht so streng mit sich.
Jetzt mal ein wenig provokant formuliert: welche selbstbewusste Frau benötigt eine Stil- bzw. Typberatung? Weißt man nicht selbst intuitiv, was zu einem passt?!
Intuitiv vielleicht und manche sind da auch schon richtig gut, aber den meisten fehlt das Bewusstsein darüber. Das ist der Unterschied. Das genaue Wissen ergänzt die Intuition. Denn die kann uns ja auch mal voll daneben greifen lassen, wenn ich an die vielen Klamotten denke, die in den Schränken meiner Kunden noch ungetragen mit Preisschild hängen.
Ist Stil nicht die Frage nach dem Wie statt Was, also wie man ein Kleidungsstück oder Accessoire trägt?
Wie und Was gehören immer zusammen. Das hängt vom Stiltyp und den Proportionen ab. Derselbe Rock kann gekürzt als Mini schöner und frischer wirken als über Knie und bei einer klassischen Frau wirkt Mini einfach nur billig und die italienische Länge ist hier unbedingt angebracht.
Welche sind die angesagtesten Farben und Schnitte der Saison?
Tja, was hängt da alles gerade in den Läden? Also Blumenmuster, Tropenmuster, Volants, Folklore, Metall. Klar bekomme ich mit, was gerade angesagt ist, aber eigentlich gibt es immer alles! Das ist doch das Tolle. Jeder Stil aus jeder Epoche ist zu bekommen. Wenn nicht in den Läden, dann online.
Welche Zeitschriften / Bücher liest Du, um neuen Input zu bekommen?
Bildbände über die Mode des 20. Jahrhunderts. Jedes Jahrzehnt ist wahnsinnig inspirierend.
Welche sind Deine Lieblingsläden in Berlin, neben PAULINA’S FRIENDS natürlich :)?
Mich interessieren die vielen kleinen Läden, die entweder ihre eigenen Sachen designen oder faire Mode und Accessoires aus Europa vertreiben. Gut ausgewählt und echt originell.Dazu gehören: der Flagshipstore, Nord Ost 92, Quadrat Shop oder LNFA und viele mehr, die richtg gut sind und keinesfalls überteuert. Diese Läden machen Shopping in Berlin erst richtig spannend. Die großen Labels gibt es doch überall.
Herzlichen Dank für das Interview, liebe Anja!